DGB Kreis Soest: Auch in Corona-Zeiten sind vier von zehn Neueinstellungen befristet

Kreis Soest. Unternehmen und öffentliche Arbeitgeber haben ihre Neueinstellungen im Zuge der Corona-Krise dramatisch zurückgefahren. So lag die Zahl der Menschen, die eine neue Beschäftigung aufnahmen, im zweiten Quartal 2020 bundesweit um 29 Prozent niedriger als ein Jahr zuvor, berichtet DGB Kreisvorsitzender Holger Schild aus entsprechenden Untersuchungen von Forschern des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung. Obwohl sich Arbeitgeber bei Einstellungen also offensichtlich auf das „Nötigste“ beschränken, ist der Anteil der Befristungen weiterhin hoch: Bundesweit erhielten 39,4 Prozent der neu Eingestellten im Frühjahr einen befristeten Arbeitsvertrag, im Kreis Soest waren es 35,1 Prozent.

An den langjährigen Mustern bei befristeten Einstellungen hat sich in der Corona-Pandemie ebenfalls wenig geändert, macht die Analyse der WSI-Experten deutlich: Überdurchschnittlich stark von Befristungen betroffen sind weiterhin junge Beschäftigte sowie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit ausländischer Staatsangehörigkeit. So bekamen von den neu Eingestellten unter 25 Jahren 50,8 Prozent nur einen befristeten Arbeitsvertrag, während das in der Altersgruppe zwischen 25 und 54 für 37,1 Prozent galt.

Schaut man auf die Qualifikation, müssen sowohl Beschäftigte ohne Ausbildungsabschluss (51,7 Prozent) als auch Hochschulabsolventen (44,6 Prozent) in einem neuen Job überdurchschnittlich häufig mit einem befristeten Vertrag Vorlieb nehmen. Besonders weit verbreitet sind befristete Neueinstellungen in den Wirtschaftszweigen Erziehung und Unterricht sowie Information und Kommunikation.

Für die Perspektiven junger Menschen bedeutet das wenig Gutes: Unabhängig von der aktuellen Coronalage bedeuten befristete Beschäftigungsverhältnisse immer Einschränkungen und weniger Perspektiven füre das eigene Leben. „Wenn in Zukunft wieder Facharbeitermangel beklagt wird muss auch darüber geredet werden, welche Betriebe Qualifikationen und Fortbildungen angeboten haben und welche Betriebe durch unbefristete Beschäftigungsverhältnisse den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine Perspektive geboten haben“, so Holger Schild.

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